Royal Enfield Himalayan 410 Review

Royal Enfield Himalayan Review nach 15.000 Kilometern

Die Royal Enfield Himalayan ist seit zwei Jahren (Stand: 2023) und mehr als 15.000 Kilometern unsere treue Reisebegleiterin. Trotz ihrer oft unterschätzten Leistung hat sie uns auf zahlreichen Touren durch Europa begleitet und dabei bewiesen, dass sie viel mehr kann, als ihr viele zutrauen. In diesem Artikel möchten wir dir zehn wichtige Dinge vorstellen, die du unbedingt wissen solltest, bevor du dich für die Royal Enfield Himalayan (410) entscheidest.

1. Die Probefahrt: Ein erster Eindruck, der täuschen kann

Als ich das erste Mal auf der Royal Enfield Himalayan saß, fühlte sich das Motorrad ziemlich steif und altmodisch an. Es wirkte ungelenk und irgendwie komisch. Doch je mehr Kilometer ich mit der Himalayan gefahren bin, desto besser wurde das Fahrgefühl. Die Maschine fährt sich weicher, einfacher und insgesamt viel angenehmer, als man das anfangs erwarten würde.

Dieser Eindruck bestätigt sich auch bei längeren Fahrten, bei denen die Royal Enfield ihre wahre Stärke zeigt: Sie ist ein zuverlässiger Begleiter, der gerade auf längeren Strecken mit seiner unkomplizierten Handhabung überzeugt.

2. Die Bremsen: Sofort austauschen!

Eines der größten Mankos der Royal Enfield Himalayan sind die serienmäßigen Bremsen. Die Bremsbeläge scheinen mit minderwertigen Materialien  gefertigt zu sein, was die Bremsleistung stark beeinträchtigt. Das Bremsverhalten ist eher eine „Absichtserklärung“ als eine verlässliche Funktion.

Deshalb unser Tipp: Lass die Bremsbeläge so schnell wie möglich gegen qualitativ bessere austauschen. Erst dann bremst die Himalayan wirklich sicher und zuverlässig.

3. Nur 25 PS? Warum das nicht schlimm ist

Viele schrecken vor der Royal Enfield Himalayan zurück, weil sie „nur“ 25 PS hat. Doch das ist tatsächlich kein Nachteil, sondern eher ein Vorteil. Die Himalayan ist mit einem einzelnen 400er-Motor ausgestattet, der zwar nicht viel Leistung, dafür aber ein gutes Drehmoment im unteren bis mittleren Drehzahlbereich bietet.

Das bedeutet: Du musst den Motor nicht ständig hochdrehen, um voranzukommen. Die 25 PS reichen locker aus, um entspannt und sicher unterwegs zu sein, auch auf längeren Strecken oder in bergigem Gelände. Die Leistung ist also keineswegs ein Grund, das Motorrad abzulehnen.

4. Service-Intervalle: Wartung nicht unterschätzen

Die Royal Enfield Himalayan benötigt alle 5.000 Kilometer einen Service. Das ist für ein Fernreisemotorrad eher kurz, was man bei der Planung von Touren berücksichtigen sollte. Auf einer Reise durch Schottland, Slowenien und die Slowakei sind 4.000 bis 6.000 Kilometer schnell erreicht – und damit auch ein Service fällig.

Bei längeren Touren ist es deshalb wichtig, rechtzeitig einen Service-Termin einzuplanen, um die Zuverlässigkeit der Maschine sicherzustellen.

5. Die Blinker: Schwäche bei Vibrationen

Ein weiteres Problem sind die Blinker der Himalayan. Obwohl sie mit Gummilagerungen ausgestattet sind, halten sie den Vibrationen nicht stand und brechen häufig am Gehäuse ab. Wir mussten bereits mehrere Blinkergehäuse austauschen – auf der linken Seite ist es sogar schon der dritte Satz. Das ist ärgerlich, vor allem auf längeren Reisen, wo Ersatzteile nicht immer verfügbar sind.

Ein Tipp: Sei vorbereitet und habe ggf. Ersatzblinker dabei, falls du längere Touren planst.

6. Der Sitz: Komfort auf langen Strecken

Der original Sitz der Himalayan ist eher weich und bietet auf längeren Fahrten keine ausreichende Dämpfung. Nach etwa 100 Kilometern kann der Po schon schmerzen, was das Fahrvergnügen einschränkt. Hier hilft eine gepolsterte Radlerhose – oder noch besser: Ein Komfortsitz, der speziell für die Himalayan angefertigt wird.

Wir haben uns einen solchen Komfortsitz gegönnt, der zwar etwa 10 % des Fahrzeugpreises kostet, aber jeden Cent wert ist. Er ist etwas straffer gepolstert, bietet dafür aber auch über lange Strecken deutlich mehr Komfort und Unterstützung. Für alle, die längere Touren mit der Himalayan planen, ist das eine lohnende Investition.

7. Tieferlegung und Seitenständer: Was du beachten musst

Wir haben die Gabel der Himalayan durchstecken lassen, um die Sitzhöhe zu reduzieren. Das macht die Maschine für kleinere Fahrerinnen und Fahrer deutlich angenehmer. Allerdings hat diese Maßnahme Auswirkungen auf den Seitenständer: Er wird zu lang und die Maschine steht zu aufrecht, was das Abstellen erschwert.

Deshalb ist es wichtig, beim Tieferlegen auch den Seitenständer kürzen zu lassen. Wir haben das direkt beim Händler machen lassen – schweißen, kürzen und lackieren – und sind sehr zufrieden mit dem Ergebnis.

8. Der Kompass: Nicht zum Navigieren geeignet

Die Himalayan verfügt serienmäßig über einen Kompass, der allerdings kaum brauchbar ist. Er zeigt oft falsche Richtungen an und hat mit der zuverlässigen Navigation wenig zu tun. Man kann ihn höchstens als kurioses Gadget betrachten, das eher verwirrt als hilft.

Unser Rat: Verlass dich nicht auf diesen Kompass, sondern nutze besser moderne Navigationsgeräte oder Smartphone-Apps.

9. Die Temperaturanzeige: Vorsicht bei der Interpretation

Ein weiteres kleines Manko ist die Temperaturanzeige der Himalayan. Sie zeigt in der Regel etwa 5 bis 10 Grad mehr an, als tatsächlich gemessen wird. Vermutlich handelt es sich um eine „indische“ Temperaturanzeige, die an die klimatischen Bedingungen in Indien angepasst ist.

Für uns bedeutet das: Wenn die Anzeige 40 Grad anzeigt, sind es in Wirklichkeit eher 30 Grad. Umgekehrt kann die Anzeige im kühlen Wetter auch mal 10 Grad zu hoch liegen. Praktisch ist das nicht, aber man kann sich daran gewöhnen und entsprechend interpretieren.

10. Das Wichtigste zum Schluss: Liebe auf den zweiten Blick

Alle genannten Punkte sind letztlich Kleinigkeiten, die man bei der Royal Enfield Himalayan in Kauf nehmen muss. Sie trüben nicht die Liebe zu diesem Motorrad, das wir wirklich über alles schätzen. Gerade für alle, die lange Touren planen, ist die Himalayan ein unschlagbares Preis-Leistungs-Verhältnis: Für rund 5.000 Euro bekommt man ein robustes, einfach zu wartendes und wunderbar charmantes Motorrad, das sich durch nichts aus der Ruhe bringen lässt.

Die Schönheit und der Charakter der Himalayan sind einzigartig – und wer sie einmal gefahren ist, wird verstehen, warum wir sie so lieben.

Zusätzliche Nachrüstungen und Individualisierungen

Nach zwei Jahren mit der Himalayan haben wir einige sinnvolle Nachrüstungen vorgenommen, die das Fahrerlebnis deutlich verbessern:

  • Komfortsitz: Wie bereits erwähnt, sorgt der neue Sitz für deutlich mehr Komfort auf langen Strecken.
  • USB-Steckdose: Praktisch, um während der Fahrt Smartphones oder Navigationsgeräte zu laden.
  • Gel-Schutzaufkleber: Schützt den Tank vor Kratzern durch Tankrucksäcke.
  • Tankring: Erleichtert die Befestigung eines Tankrucksacks und sorgt für sicheren Halt.
  • Griffheizung: Eine einfache, aber sehr effektive Lösung, um auch bei kühleren Temperaturen angenehm zu fahren.
  • Sturzbügel: Schützt den Motor und die Verkleidung bei Stürzen – unverzichtbar für Offroad-Fans.
  • Seitenständer gekürzt: Für die Tieferlegung notwendig, damit das Motorrad sicher steht.
  • H4 Halogen-Scheinwerfer: Verbessert die Sicht deutlich, insbesondere bei Nachtfahrten oder im Tunnel.

Reifenwahl

Wir haben uns für Heidenau Scouts entschieden, vorne mit 21 Zoll und hinten mit 17 Zoll. Diese Reifen bieten eine gute Mischung aus Straßentauglichkeit und Offroad-Performance, ideal für die Vielseitigkeit der Himalayan.

Tacho-Probleme

Ein kleines Ärgernis sind die Tachos. Wir mussten bereits den dritten Tacho einbauen, da die ersten beiden von innen beschlugen und unbrauchbar wurden. Der aktuelle Tacho zeigt zwar nur 1 Kilometer an, tatsächlich sind aber über 15.000 Kilometer gefahren.

Fazit: Für wen ist die Royal Enfield Himalayan geeignet?

Die Royal Enfield Himalayan ist kein Hightech-Wunderwerk und auch kein Motorrad für Leistungshungrige. Sie ist ein einfaches, robustes und zuverlässiges Reise-Enduro, das gerade für Einsteiger und all jene ideal ist, die lange Strecken entspannt und ohne Stress zurücklegen wollen.

Wer ein Motorrad sucht, das mit viel Elektronik und Power protzt, ist hier falsch. Wer jedoch ein charmantes, preiswertes und vielseitiges Bike möchte, das sich auf Abenteuer einlässt und mit dem man Europa entdecken kann, der wird die Himalayan lieben.

Für uns ist sie nach zwei Jahren und 15.000 Kilometern ein unverzichtbarer Reisebegleiter geworden, der uns immer wieder aufs Neue begeistert – trotz kleiner Schwächen, die man mit etwas Pflege und Nachrüstungen leicht beheben kann.

Deine Erfahrungen mit der Royal Enfield Himalayan

Hast du selbst Erfahrungen mit der Royal Enfield Himalayan gemacht? Dann lass uns gerne einen Kommentar da und erzähle von deinen Erlebnissen.

Viel Spaß auf deinen nächsten Touren – vielleicht ja bald mit deiner eigenen Royal Enfield Himalayan!

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