Mein persönliches Fazit
Die BMW F800 GS Adventure, liebevoll „Heidi“ genannt, begleitet mich nun seit zehn Jahren auf unzähligen Reisen quer durch Europa. Mit über 55.000 Kilometern auf dem Tacho hat sie mich von den rauen Landschaften Schottlands bis hin zu den beeindruckenden Bergen Montenegros geführt. In diesem ausführlichen Review teile ich meine Erfahrungen, was ich an der BMW F800 GS Adventure liebe, was mich nervt und welche Nachrüstungen ich vorgenommen habe. Außerdem verrate ich, warum ich nach all den Kilometern nicht unbedingt wieder eine neue BMW kaufen würde.
Wer ist Heidi? Das bayrische Mädel auf zwei Rädern
Heidi ist keine gewöhnliche Maschine, sondern eine treue Begleiterin auf meinen Touren. Die BMW F800 GS Adventure ist eine 800 Kubikzentimeter starke Maschine mit einem Reihen-Zweizylinder-Motor, der 85 PS leistet. Sie bringt knapp 230 Kilogramm auf die Waage und bietet ein zweistelliges Drehmoment, was sie zu einem vielseitigen Reise-Enduro macht.
Der Grund, warum ich mich damals für genau dieses Modell entschieden habe, liegt in meiner damaligen Fahrerlaubnis: Ich durfte nur Motorräder mit maximal 48 PS fahren. Die F800 GS Adventure war die einzige Maschine, die sich auf diese Leistung drosseln ließ – die größeren Zwölfer GS-Modelle konnten das nicht. Optisch erinnert sie von vorne zwar an die große 1200er GS, doch wenn man genauer hinschaut, sieht man schnell, dass es sich um einen Reihen-Zweizylinder handelt und nicht um den charakteristischen Boxer-Motor der großen GS.
Was macht die BMW F800 GS Adventure so besonders?
Nach all den Kilometern hat sich für mich herausgestellt, was die BMW F800 GS Adventure wirklich auszeichnet:
- Geländegängigkeit: Auch wenn ich mit Heidi keine extremen Hill Climbs fahre, meistert sie Waldwege, Schotterpisten und Feldwege problemlos. Vorausgesetzt, man hat die passenden Reifen drauf – ich fahre die Heidenau Scouts, die sich als hervorragende Mischreifen bewährt haben.
- Geringer Verbrauch: Trotz ihrer Größe und dem Gepäckverbrauch liegt der Kraftstoffverbrauch meist zwischen vier und viereinhalb Litern pro 100 Kilometer – das ist für ein Motorrad dieser Klasse wirklich sparsam und spart auf langen Reisen enorm Kosten.
- Wetterschutz: Obwohl die Maschine eher „nackt“ wirkt und der Motor seitlich gut sichtbar ist, bietet der breite Tank und die gut geformte Frontscheibe einen überraschend guten Schutz vor Wind und Wetter.
- Komfortable Sitzbank: Die Sitzbank ist mega bequem – mittlerweile nutze ich die zweite, da die erste auf Garantie ausgetauscht wurde, weil sie vorne gerissen war. Aber auch die Standardbank ohne zusätzliche Komfortpolsterung ist sehr angenehm.
- Seltene Erscheinung: Die F800 GS Adventure sieht man nicht an jeder Ecke. Das macht sie für mich besonders sympathisch, da sie nicht so massentauglich und verbreitet ist wie manch andere Modelle.
- Ausgezeichnete Ausstattung: Meine Maschine hat beim Kauf alles an Zubehör mitbekommen, was damals möglich war: LED-Zusatzscheinwerfer, Hauptständer, elektronisches Fahrwerk, verschiedene Fahrmodi und vieles mehr.
Ein Highlight war für mich auch die Reichweite: Der 24-Liter-Tank sorgt für fast 600 Kilometer Fahrspaß ohne Tankstopp – perfekt für lange Etappen und Abenteuerreisen.
Was nervt an der BMW F800 GS Adventure?
Natürlich ist kein Motorrad perfekt, und so gibt es auch an Heidi Dinge, die mich stören:
- Ölstandskontrolle: Anders als bei manchen anderen Motorrädern gibt es hier kein praktisches Schauglas, um den Ölstand schnell zu prüfen. Stattdessen muss die Schraube abgeschraubt und mit einem Peilstab gearbeitet werden – das ist fummelig und nicht besonders benutzerfreundlich.
- Trip-Computer: Der Trip-Computer zeigt nur dreistellige Zahlen an. Wenn man, wie ich, viele Tausend Kilometer unterwegs ist, merkt man schnell, dass eine vier- oder fünfstellige Anzeige sinnvoller wäre. Es ist schade, dass BMW hier nicht nachgebessert hat, obwohl die Gesamtlaufleistung ja durchaus mehrstellige Werte anzeigen kann.
- Beleuchtung: Die serienmäßigen Scheinwerfer sind keine LEDs, was mich besonders stört. Die Front mit dem asymmetrischen Scheinwerferdesign sieht aus wie Karl Dall mit zwei verschiedenen Augen, was zwar einen gewissen Charme hat, aber modernere LED-Hauptscheinwerfer wären eine echte Verbesserung. Glücklicherweise gibt es Nachrüstmöglichkeiten, wenn auch nicht direkt von BMW.
- Vorderradfederung: Die Upside-Down-Gabel vorne ist zwar robust, aber leider nicht einstellbar. Weder Druckstufe noch Vorspannung lassen sich justieren, was gerade für Vielfahrer und Offroad-Fans ein Nachteil ist.
- Kette: Die Kette ist wartungsintensiv. Besonders bei Regen muss sie regelmäßig gefettet, geölt und gespannt werden – das gehört zwar zum Motorradalltag, nervt aber auf längeren Touren.
- Kein Tempomat: Für viele mag das überflüssig klingen, aber auf langen Autobahnfahrten, wie zum Beispiel bei einer 600-Kilometer-Rückfahrt von Holland, hätte ich mir einen Tempomaten gewünscht. Das ist ein Komfortfeature, das bei Langstrecken wirklich Sinn macht.
Wichtige Nachrüstungen für die BMW F800 GS Adventure
Um Heidi noch besser für meine Abenteuer fit zu machen, habe ich einige praktische Nachrüstungen vorgenommen:
- Seitenständer-Auflage: Unverzichtbar für Offroad- und Schotterfahrten. Die größere Auflagefläche verhindert, dass die Maschine im weichen Boden versinkt.
- Verzurr-Ösen in den Koffern: Diese kleinen Ösen ermöglichen es, Netze zu befestigen und den vorhandenen Platz unter dem Kofferdeckel besser zu nutzen – perfekt für kleine Utensilien wie Erste-Hilfe-Sets oder Warnwesten.
- Kühler-Schutz: Da der Kühler empfindlich ist und die Maschine schon einige Male auf der Seite lag, habe ich einen zusätzlichen Schutz montiert, der Schäden vorbeugt.
- Lampengitter: Für den Schutz des Scheinwerfers, besonders bei rauen Bedingungen, habe ich ein abnehmbares Lampengitter installiert. Praktisch und TÜV-konform.
- Windschutzscheibe: Für besseren Windschutz und weniger Luftzug am Helm habe ich eine größere Scheibe montiert, die den Luftstrom angenehm umlenkt.
- Navigationshalterung: Ein abschließbarer Touratech-Klemmhalter für mein Navi sorgt für sicheren Halt und Diebstahlschutz.
- Tankrucksack: Obwohl der eigentliche Tank unter einer Verkleidung sitzt, nutze ich einen speziell angepassten Tankrucksack, der viel Stauraum bietet und praktisch ist.
Reise-Setup und praktische Tipps für lange Touren
Auf Reisen ist Heidi mein Versorgungsfahrzeug, das alle wichtigen Dinge transportiert, damit andere Motorräder, wie die Royal Enfield von Anja, leichter unterwegs sind. Mein Gepäcksystem besteht aus den standardmäßigen BMW-Koffern links und rechts sowie einem Topcase oben drauf. Zusätzlich habe ich immer 2 Liter Reservekraftstoff dabei – sicher ist sicher.
Zur Gepäckbefestigung nutze ich robuste Straps von Touratech und ein Kryptonite-Stahlschloss, um Helme oder andere Dinge anzuschließen. Für zusätzlichen Stauraum kommt oft eine wasserdichte Ortlieb-Tasche mit, die ich auf dem Soziussitz befestige.
Vorteile der BMW F800 GS Adventure gegenüber der 1200er GS
Ein großer Pluspunkt der F800 GS Adventure ist ihr vergleichsweise geringes Gewicht. Mit knapp 230 Kilogramm ist sie etwa 40 Kilogramm leichter als die 1200er GS. Das macht sie im Gelände und auf anspruchsvollen Strecken deutlich handlicher und wendiger.
Die Federwege sind mit etwa 23 Zentimetern vorne und hinten großzügig bemessen, was zusammen mit der Upside-Down-Gabel für guten Fahrkomfort und Geländetauglichkeit sorgt. Für mich ist die F800 GS Adventure die perfekte Balance zwischen Reise-Enduro und Offroad-Bike.
Mein Fazit zur BMW F800 GS Adventure
Heidi hat mich über 55.000 Kilometer begleitet, und ich habe sie richtig ins Herz geschlossen. Sie ist vielseitig, zuverlässig, sparsam und geländegängig – eine echte Reise-Enduro, die mich nie im Stich gelassen hat. Für mich war es genau die richtige Wahl damals.
Allerdings würde ich mir heute keine neue BMW mehr kaufen. Gründe dafür sind meine Erfahrungen mit Händlern, die Preispolitik und teilweise die Verarbeitungsqualität der neuen Modelle. Ich brauche kein „höher, schneller, weiter“-Motorrad, sondern eher eine zuverlässige, handliche Maschine in der 700 bis 800 Kubik-Klasse. Hier gibt es neben BMW auch andere spannende Marken, die ich im Blick habe.
Insgesamt gebe ich der BMW F800 GS Adventure von mir acht Punkte plus zwei Sympathiepunkte – das volle Programm für eine treue Reisebegleiterin, die mich überall hin begleitet hat und hoffentlich noch viele Kilometer mit mir fahren wird.
Abschließende Gedanken und Empfehlung
Die BMW F800 GS Adventure ist für mich mehr als nur ein Motorrad – sie ist ein Weggefährte und ein Symbol für Abenteuerlust. Wenn du auf der Suche nach einem vielseitigen Reise-Enduro bist, die sowohl auf Asphalt als auch im Gelände eine gute Figur macht, dann solltest du die F800 GS Adventure definitiv in Betracht ziehen.
Meine Erfahrungen zeigen, dass mit der richtigen Pflege, einigen sinnvollen Nachrüstungen und einer guten Reifenwahl dieses Motorrad auch heute noch konkurrenzfähig ist und viel Fahrspaß bietet. Die Kombination aus Sparsamkeit, Komfort und Geländetauglichkeit macht sie zu einem echten Allrounder.
Ich hoffe, dieser ausführliche Einblick in meine Erlebnisse mit der BMW F800 GS Adventure hilft dir bei deiner Entscheidung und inspiriert dich zu eigenen Touren. Vielleicht sieht man sich ja mal auf einem Motorrad-Event oder unterwegs auf der Straße – bis dahin wünsche ich dir immer eine gute Fahrt!